Therapeutiosche Zeremonien
Zeremonien und Rituale begleiten unser ganzes Leben von der Geburt an. Sie haben vielfältige Aufgaben, zum Beispiel uns immer wieder zu beruhigen, den Alltag zu strukturieren, etwas zu würdigen und zu feiern oder einen Lebensübergang zu zelebrieren. Als lebendiger und berührender Vorgang haben sie einen eigenen Zauber, der uns jenseits von Denken und Wissen tief innen erreicht.
Wie vielfältig und verbreitet Zeremonien sind, beschreibt Lukas Niederberger in seinem Buch „Rituale – Was uns Halt gibt“ (wobei er nicht zwischen Zeremonien und Ritualen unterscheidet):
„Rituale intendieren und erzeugen eine breite Palette von Wirkungen. Für Kulturwissenschaftler bilden Rituale den Kitt der Gesellschaft. Hirnforscher halten sie für Ordnungsstifter und Ethnologen unterscheiden Rituale nach vielen Funktionen: Fruchtbarkeits-, Schutz-, Abwehr-, Vergöttlichungs-, Opfer-, Versöhnungs-, Bindungs-, Tausch-, Gedenk-, Buß-, Sühne-, Wiedergutmachungs-, Abschreckungs-, Initiations-, Ernennungs-, Aufnahme-, Übergangs-, Ehrungs-, Begegnungs-, Begrüßungs-, Abschieds-, Trennungs-, Heilungs-, Beschwörungs-, Dank-, Trauer-, Versammlungs-, Reife-, Macht-, Unterdrückungs-, Gewalt-, Verzichts-, Prüfungs- und Reinigungsrituale. Je nach Situation und Kontext sind die Funktionen von Ritualen mehr sozio-kultureller, psychisch-emotionaler oder auch ausdrücklich religiös-spiritueller Natur.“
(Freiburg i.Br.: Herder, 2012, S. 55)
Rituale und Zeremonien werden als Begriffe meist synonym gebraucht. Beide haben tatsächlich vieles gemeinsam. Sie benötigen eine gewisse feierliche Stimmung und einen Moment des Innehaltens, der inneren Zentrierung. Häufig werden bestimmte symbolische Requisiten eingesetzt, z.B. Blumen und Kerzen, Schlüssel, Ringe oder bestimmte Kleidungsstücke wie das Hochzeitskleid. Für die Abläufe gibt es eine Art ‚Protokoll‘, nach dem Örtlichkeit, Termin und Handlungen arrangiert werden.
Der Unterschied liegt in der Wiederholung: Rituale sind wiederkehrend mit immer gleichen Abläufen wie das Einschlafritual abends, sogar die ‚after-work-party oder auch das Weihnachtsfest. Wiederholung erhöht die Wirkung (wie Menschen wissen, die regelmäßig in die Kirche gehen). Rituale stabilisieren und harmonisieren die Psyche und die menschliche Gemeinschaft, sie vermitteln Wertschätzung und geben dem Leben regelmäßige Lichtpunkte durch Besinnung und auch Feiern. Sie zeigen uns, dass es bei aller Veränderung selbst in turbulenten Zeit doch Verlässliches und Schönes in unserem Leben gibt. Zeremonien dagegen sind individuell gestaltete, einmalige Ereignisse, die zu einem besonderen Anlass vollzogen werden, der oft eine hohe persönliche Bedeutung hat. Es wird ein tief bewegender innerer Prozess vollzogen, der ein wichtiges Anliegen in den Mittelpunkt stellt, zum Beispiel beim Schulanfang oder bei der Hochzeit.
Zeremonien haben grundsätzlich drei Teile oder Phasen, die an die Akte eines Theaterstücks erinnern, mit jeweils eigener Dramaturgie. Sie werden viele Zeremonien selbst kennen (zum Beispiel von der eigenen Hochzeit: Verlobungszeit - Hochzeitsfeier - Flitterwochen). Zur Erläuterung hier nun das Beispiel eines Übergangsritus von Jugendlichen in die Erwachsenenwelt in sogenannten Naturvölkern: Wenn die Zeit gekommen ist, werden Haare abgeschnitten, Kleidungsstücke gewechselt, der von den Eltern gegebene Name abgelegt und ein Abschiedsfest gefeiert (Phase I), bevor die Jugendlichen aus dem Haus der Eltern in das vorübergehende ‚Haus der Jugendlichen‘ geleitet werden, das abseits des Dorfes liegt (Phase 2 - Übergang). Dort wartet eine besondere ‚Lebensschule' auf sie, geführt von Älteren, in der sie Aufgaben, Rollen, kulturelle Identität und Verantwortung eines Erwachsenen kennenlernen und neue Fertigkeiten erwerben. Bevor es nach der Abgeschiedenheit zurück in die Dorfgemeinschaft geht, werden Tattoos angebracht, häufig muss eine spezielle Bewährungsprobe (Höhepunkt von Phase 2) absolviert werden, die Geschicklichkeit, Kraft, Durchhaltefähigkeit oder den Charakter prüft. In Phase 3 wird die Rückkehr ins Dorf mit einem großen Fest gefeiert, sie bekommen einen neuen Namen, neue Kleidung oder Insignien. Entsprechend ihrer Reife werden ihnen nun vollwertige Rechte und Pflichten zuteil.
Diese besondere Kraft können wir auch therapeutisch nutzen, wenn eine innere Veränderung ansteht, die geistig, emotional und lebenspraktisch vollzogen werden soll. Dafür ist ein spiritueller Glaube gar nicht nötig. Eine Reihe von Psychotherapieschulen (wie zum Beispiel Familien- und Systemaufstellungen, Gestalttherapie, Logotherapie) haben Zeremonien als wirksame Methode im Programm (auch wenn dies nicht explizit so benannt wird).
Bei großen und vor allem schwierigen Lebensveränderungen schaffen Zeremonien oft in kurzer Zeit den psychischen ‚Durchbruch‘, der sonst lange dauert oder vielleicht innerlich steckenbleibt. Zeremonien setzen dort an, wo Angst und innerer Widerstand anstehende Schritte schwer machen. Menschen drehen sich oft durch lange Schleifen der Vermeidung, weil das Bisherige ihnen sehr nah ist, weil sie an etwas 'anhaften' (zum Beispiel bei komplizierter Trauer) oder sie Scheu vor der Veränderung haben (zum Beispiel bei der Adoleszentenkrise). Doch das Leben geht weiter und fordert uns zur Wandlung heraus. Werden solche Übergänge nicht mit Klärung (noch bestehender heftiger Gefühle und Konflikte), einem betrauerten Abschied und einem freudig begrüßten Neubeginn vollzogen, bleiben Menschen oft in Lähmung stecken, in chronischer Trauer, Hadern und Selbstzweifeln oder Groll, gehen in sozialen Rückzug oder in Ablenkungsmanöver wie Aktionismus, Suchtmittel, Fernsehen und Tagträume. Wer sich noch nicht vorstellen kann, wohin ein neuer Weg geht, der bleibt oft da stehen, wo er sich auskennt: „Besser das vertraute Unglück, als das unvertraute Glück“. Eine aufgeschobene Veränderung ist aber nicht gelöst, sondern blockiert den freien Lebensfluss. Neues kann nicht ins Leben eintreten, wenn nicht zuvor Altes Platz gemacht hat.
Häufig lenken unbewusst frühere Lebenserfahrungen unsere Wahrnehmung, die Bewertung von Ereignissen, daraus folgende Entscheidungen und Handlungen. Je intensiver ein Erlebnis oder eine Lebensphase war, je häufiger sich etwas wiederholt hat oder je bedrohlicher eine Gefahr erscheint (weil zum Beispiel traumatische Vorerfahrungen vorliegen), desto machtvoller nehmen frühere Mechanismen Raum ein. Manches nennen wir schlicht ‚Gewohnheit‘, aber es steckt mehr Komplexität dahinter. Denken kann zwar zur ‚Einsicht‘ gelangen, zieht jedoch nicht automatisch die Gefühlswelt mit sich und erschafft auch nicht die neuen ‚inneren Bilder‘, die erst Veränderungen im Alltag dauerhaft einleiten. Selbst ein bevorstehendes positives Ereignis (wie die Geburt eines Kindes) geht mit Abschiedsgefühlen einher, mit Veränderungen in der sozialen Rolle und in der Alltagsgestaltung. Eine gewisse innere Erwartungsspannung gehört zum Neuen immer dazu: Werde ich dem gewachsen sein? Wird es gut für mich sein? Wohin führt es später? Hier schafft eine therapeutische Zeremonie innere Bereitschaft, setzt Zuversicht und Energie frei.
Zeremonien fordern also einen inneren Prozess heraus, in dem mit Hilfe von Symbolen und symbolischen Handlungen in symbolischer Form vollzogen wird, was sich später in der Praxis zeigen soll. Sie schützen vor unnötiger Schwere und Überforderung, in dem sie die Zeit des emotionalen Höhepunktes auf einen kurzen Akt beschränken, der so eine hohe Intensität erreichen kann. So wie ein Fluss an der engsten Stelle einer Schlucht die größte Kraft entwickelt, während er vorher und nachher ruhig dahinfließen kann. Diese Momente berühren zutiefst: das ‚Ja‘ in der Kirche, die ins Grab geworfene Blume, die Übergabe des Zeugnisses bei der Schulabschlussfeier. Wichtig zu wissen ist , dass wir emotional nicht so schnell ‚aus dem Ruder laufen‘ können. Wird es ‚zu viel Gefühl‘, greifen in unserer Psyche eingebaute Schutzmechanismen und drehen den emotionalen Energiehahn zu. Wir empfinden dann plötzlich so etwas wie innere ‚Leere‘, ‚Nebel im Kopf‘ oder Verwirrung, machen eine Pause und bald gelingt es weiter zu gehen.
Zeremonien sind grundsätzlich in allen Phasen einer Lebensveränderung und für alle Menschen einsetzbar. Das gilt auch für Kinder, die spielerische Elemente und ‚magischen Zauber‘ mögen. Natürlich kann jemand mit einer Zeremonie auch seinen Sommerurlaub einläuten, aber grundsätzlich wird sie mit einem drängenden Anliegen und hoher emotionaler ‚Ladung‘ wirksamer. Leidensdruck erhöht die Bereitschaft sich einzulassen, fördert die innere Zentrierung und den Mut.
Das Unterbewusstsein arbeitet mit Bildern (zu etwa 80%), auch mit Gerüchen, Tönen und anderen Sinnesempfindungen. Unsere Erinnerungen sind selten als Worte gespeichert, eher in komplexen und vernetzten Szenen. Zeremonien nutzen nun den Umstand, dass die jeweils letzte Szene, das jeweils letzte ‚Bild‘, etwas Vorhergehendes ablösen kann, wenn es eindrücklich genug ist. Durch den Einsatz von Symbolen und symbolischen Handlungen wird eine neue ‚Lösung‘ wie eine Szene in einem Bühnenstück entwickelt, die das bisher gültige Bild durch ein neues ersetzt. Als wenn wir unserer inneres ‚Theaterstück‘ umschreiben. Diese ‚Inszenierung‘ ist um so eindrücklicher, je lebhafter die fünf Sinne und die Gefühlswelt angesprochen werden. Da darf und soll auch bei aller Ernsthaftigkeit die Phantasie mitspielen. Typische Symbole und symbolische Handlungen können sein, Ringe auszutauschen, Kleidungsstücke abzulegen, Briefe zu verbrennen, eine symbolisch zum Beispiel durch ein Seil angedeutete Grenze zu überschreiten und ein Zukunftsversprechen abzugeben.
In der Mitte einer Zeremonie gibt es einen kurzen magischen Moment ‚an der Grenze‘ zwischen bisher und zukünftig. Der Blick dreht sich zurück auf das Vergangene und dann erst nach vorn. Mitten zwischen ‚nicht mehr und noch nicht‘ geschieht ein unterbewusster Umbauprozess, eine Neuorientierung. Oft nehmen wir ihn nur als kurzen Moment des Luftholens oder als Verwirrung wahr, manchmal sinkt auch 'das Herz in die Hose'. Dann folgt ein Atemholen, ein sich-Aufraffen und der bewusste Schritt nach vorn in die Zukunft hinein. Diese kurzzeitige Intensität macht es möglich, etwas bisher ‚Unmögliches‘ zu vollziehen und durch eine Engstelle hindurch zur Befreiung zu gelangen. Nach dem ‚magischen Schritt über die Grenze‘ stellt sich meist tiefe Erleichterung ein: Es ist vollbracht!
Symbole und symbolische Handlungen als Stellvertreter erschaffen ein Zukunftsbild (einen ‚Anker‘), während im tatsächlichen Außen zunächst noch alles beim Alten ist. Doch die neue innere ‚Realität‘ ruft die Psyche dazu auf, die Diskrepanz zwischen Inneren Bildern und äußeren Gegebenheiten aufzuheben, indem das Außen entsprechend des neuen inneren Bildes verändert wird. Das geschieht oft langsam Stück für Stück, jenseits des bewussten Verstandes, der sich dann nur manchmal wundert, warum nun manches ‚anders‘ läuft. Ein Beispiel wäre die Verabschiedung eines Berufstätigen in den Ruhestand. Das Unterbewusstsein ‚fühlt‘ nach vollzogener Zeremonie bereits den Ruheständler in sich, so dass der emotionale Abschied aus der Berufsrolle, die nun nicht mehr stimmig erscheint, auf leise Weise forciert wird.
Einige Hinweise für Ihre selbst gestaltete Zeremonie
Therapeutische Zeremonien haben ebenfalls drei typische Phasen (mehr dazu auch auf der Seite "Philosophie" – Das 3-Phasen-Konzept der Transformation): Das Vorher – den Übergang – das Nachher. Wie beim ‚Phoenix aus der Asche‘ gehört die Phase der Asche dazu. Nur dass dies in einer therapeutischen Strategie in kürzester Zeit geschieht, sozusagen im ‚Zeitraffer‘ von oft nur wenigen Minuten. Die Vorbereitung dagegen ist der umfangreichste Teil und kann Stunden, Tage oder Wochen dauern. Im Anschluss an eine Zeremonie wird gefeiert, um das Neue zu begrüßen, vielleicht vertieft mit einem Versprechen, um die Motivation für neue Verhaltensweisen zu stärken (in formellen Einweihungszeremonien müssen Adepten oft einen Schwur abgeben, so auch heute noch bei der Bundeswehr). Sinnvoll ist, andere Personen teilhaben oder zumindest von dieser neuen Situation wissen zu lassen und neue Handlungsweisen auch im Alltag mit kleinen Übungen zu festigen.
In der Vorbereitungsphase werden Absicht, Ort und Zeitpunkt, Abläufe und Bestandteile der Zeremonie festgelegt. Es eignen sich besonders, sofern sinnvoll, ein Datum mit einem hohen persönlichen Wert und ein Ort mit Erinnerungen. Die Natur lädt ein, ein ungestörtes stilles Plätzchen zu finden, vielleicht eine Waldlichtung, ein Platz am See oder Fluss, eine Anhöhe mit Aussicht.
Den längsten Teil der Vorbereitung nimmt die Innenschau ein (hier bietet sich auch der Text „Biographiearbeit“ an). Das Bisherige will noch einmal in aller Ruhe angeschaut und vielleicht innerlich noch einmal durchlebt werden. Vor allem hat sich das Briefeschreiben bewährt: Zunächst ein ausführlicher, ehrlicher Abschiedsbrief, in dem erinnert wird, was es im Positiven wie im Negativen gab, was erreicht wurde, was losgelassen werden muss. Dem folgt ein Begrüßungsbrief für das Neue mit detailliertem Beschreiben der Hoffnungen, der anstehenden Veränderungen, vielleicht eines Versprechens, das man geben möchte. Und zuletzt: Unterschätzen Sie nicht die Bedeutung des Feierns danach, um das Neue würdig zu begrüßen. In den folgenden Monaten empfiehlt sich ein kleines Übungsprogramm oder eine tägliche Erinnerung, um das Erlangte zu festigen und in der neuen Identität anzukommen.
Für den wichtigsten Akt (Phase 2), den Schritt über eine imaginäre Grenze zwischen Gewesenem und Zukünftigem, müssen wir keine Tätowierung erdulden oder die Wohnung wechseln, wir können zum Beispiel unseren Abschiedsbrief noch einmal lesen und verbrennen, ein auf dem Boden liegendes Seil überschreiten (dies bitte mit sehr viel Besonnenheit, denn es gibt nach dem Überschreiten kein Zurück mehr!), danach den Begrüßungsbrief lesen, ein neues Kleidungsstück anziehen oder einen Ring aufsetzen. Wichtig sind Besinnung und eine feierliche Stimmung, auch wenn Sie dies ganz mit sich allein vollziehen. Die vier bekannten Elemente Erde, Feuer, Wasser und Luft sind wunderbare ‚Transformationsträger‘. Hier einige Beispiele:
- Erde beerdigt - zum Beispiel krankmachende Verhaltensmuster, einen unsinnigen Wunschtraum, eine verlorene Freundschaft (zum Beispiel den Abschiedsbrief und ein Foto verbrennen, die Asche vergraben und dort einen besonderen Stein hinterlassen)
- Feuer befeuert – zum Beispiel Mut und Motivation, es kann auch helfen, Wut loszulassen (zum Beispiel zunächst einen Abschiedsbrief an die eigene Rachsucht laut vorlesen, dann verbrennen und die Asche verstreuen)
- Wasser reinigt - Gefühle, Körperempfindungen, den Geist, auch Beziehungen, es schafft innere Klarheit und trägt manches sanft davon (zum Beispiel Blumen zum Abschied in einen Fluß werfen, sich reinigen, eine ‚Taufe‘ vollziehen)
- Luft beflügelt – es ist das Element der Träume und Zukunftsvisionen (zum Beispiel auf einer Bergkuppe etwas in den Wind zu streuen oder ein Gebet ‚zum Himmel‘ steigen lassen)
Ob sie eine Zeremonie für sich allein durchführen oder in einer Gruppe hängt von persönlichen Vorlieben und Gelegenheit ab. Beides hat eigene Vorzüge. Als Einzelperson liegt die Wahl von Ort, Zeitpunkt und Art der Durchführung in der eigenen Hand. Vielen Menschen fällt es auch leichter, heftige Gefühle zuzulassen, wenn niemand sonst zugegen ist. Andererseits hat ein Erleben in der Gruppe die Vorzüge gebündelter Energie und Motivation, sozusagen einen Synergie-Effekt: 1 + 1 = 3. Gruppen verhindern das Davonschleichen, unterstützen bei der Vorbereitung, sorgen für gemeinsame Konzentration und helfen, wenn der eigene Mut nachläßt. Freude und Schmerz werden geteilt, die Energie lädt sich auf und führt zu einer lockeren Stimmung und Vertrautheit miteinander. In einem Seminar sorgt die Leitung für den äußeren Rahmen, steuert Abläufe, gibt Anregungen und erlaubt so jedem Teilnehmer, sich ganz auf sich selbst zu konzentrieren (zum Beispiel bei einem tief transformierenden Feuerlauf-Seminar). Solche Gruppen sind wahrlich ‚anders‘ als trockene Fortbildungsseminare und oft sogar intimer als manches Verwandtentreffen. Gute Gruppen haben immer ihr ganz eigenes ‚Gesicht‘ und erschaffen eine Atmosphäre, in der sich jeder mit seiner Individualität geschätzt fühlt.
Eine kleine Übung für jeden Tag ist das Loslassen von alltäglichen Ärgernissen, sogenannten ‚hassels‘, die sich zu einem ganzen Berg anhäufen können. Kommen Sie an einem Bach vorbei, suchen Sie ein schönes Blatt von einem Baum. Nehmen Sie es in beide Hände und stellen sich vor, dass Ihr Ärger wie ein Energiestrom aus Ihrem Inneren auf das Blatt fließt. Wenn Sie dabei still und besonnen sind, können Sie spüren wann es genug ist. Dann legen Sie das Blatt vorsichtig auf die Wasseroberfläche, wo der Strom es mitnehmen kann. Sie schauen dem Ärger hinterher, wie er davongetragen wird.
Die ‚uplifts‘ des Tages, die kleinen Freuden, werden intensiver wahrgenommen, wenn Sie auch einen besonderen Moment von Ihrer Zeit bekommen. Sie könnten ihnen einen Platz in Ihrem Zuhause einrichten, zum Beispiel auf einem Schränkchen. Lassen Sie abends den Tag noch einmal Revue passieren, schreiben etwas in ein Freude-Tagebuch ("Den Tag 3 x loben") oder sagen ihnen ‚Danke‘, z. B. mit einer Kerze, einer Blüte oder einer Praline.