Co - Abhängigkeit

Adressaten:     Selbsthilfegruppen und andere Interessensgemeinschaften 

 

Dauer:                ein Wochenende, kürzbar bei kleinerer Gruppe auf einen Tag 

 

Sinnvolle Ergänzungen neben den anderen Sucht-Seminaren: 



Die Erde dreht sich um die Sonne, der Mond dreht sich um die Erde. Das Tempo ist hoch. Oft liegt der Mond im Schatten der Erde, manchmal verschwindet er ganz aus dem Blick. 

So könnte man die Situation der co-abhängigen Angehörigen von Suchtkranken beschreiben. Sie werden in der Therapie schnell ‚übersehen‘ in dem leider irrigen Glauben, mit dem Ende der aktiven Sucht bei ihren suchtkranken Angehörigen seien auch all ihre Probleme gelöst. Doch die Mitbetroffenheit hinterlässt tiefe Spuren. Ehepartner sind genauso wie Kinder häufig ‚funktionalisiert‘. Ihre Persönlichkeit, Wertschätzung und Entfaltung treten zurück zugunsten immer neuer Versuche, der suchtkranken Person zu helfen, sie zu versorgen, Schäden der Sucht auszubügeln und vor dem Blick anderer zu verbergen. Nähe und Vertrauen schwinden, im schlimmsten Fall erdulden sie schweren emotionalen Missbrauch und körperliche Gewalt. 

Kinder leiden unter mangelnder Aufmerksamkeit und Geborgenheit, sie ver-lernen das Vertrauen der frühen Kindheit, stehen unter Strom und sind schon früh ‚kleine Erwachsene‘ (parentifiziert). Daraus entwickeln sie übertriebenes Verantwortungs-gefühl für andere, können auch deren Schuld- und Schamgefühle übernehmen, dabei selbst kaum Grenzen ziehen. Sie haben wenig Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, neigen zu Einsamkeitsgefühlen und Depression angesichts ihrer ohnmächtigen Versuche, den suchtkranken Angehörigen zu ‚retten‘. Ein ähnliches Konglomerat ambivalenter Gefühle entwickeln Partnerinnen und Partner von Suchtkranken, oft sind sie erwachsen gewordene Kinder Suchtkranker. In der Beziehung durchlaufen sie Phasen von Mitgefühl und Anstrengung, später Konfrontation und Kampf, die Beziehung höhlt aus und endet in Resignation oder Trennung. Wurden solche Muster von Abhängigkeit und Co-Abhängigkeit schon im Elternhaus und im weiteren sozialen Umfeld vorgelebt, entwickelt sich häufig auch eine eigene Suchterkrankung. Selbst Kollegen oder Untergebene können co-abhängig werden, indem sie die nicht erbrachte Arbeitslast mittragen und Fehler ausgleichen, zum Schweigen verurteilt in einer Leistungswelt mit dem Risiko, bis zur Erschöpfung belastet zu werden. 

Das Seminar bietet Raum für das Aussprechen der eigenen Lebens- und Leidensgeschichte, auch um die darin gelernten Co- und Abhängigkeitsmuster näher zu beleuchten. Im Verlauf wird der Fokus auf die Selbsthilfe gelegt, entweder mit Unterstützung entsprechender Selbsthilfegruppen oder durch professionelle Helfer im Gesundheitssystem. Ziele sind die Stärkung von eigenem Identitätsgefühl, Selbstliebe und Selbstvertrauen und der Motivation für mutige neue Schritte, um aus der Spirale von Anpassung und Depression heraus zu finden.

Mehr zur Organisation und inhaltlichen Gestaltung von Seminaren lesen Sie im allgemeinen Text unter "Seminare" .